Tafel 2 | Hotel Kurhaus

Wie die Sennerei zum Kurhaus wurde, das den Jugendstil nicht überlebte

Joachim Cantieni-Parpan kaufte 1879 die Genossenschafts-Sennerei, um hier ein Gasthaus zu bauen, das 1882 als Kurhaus eröffnet wurde. Um die Jahrhundertwende gestaltete Nikolaus Hartmann dann einen imposanten Bau mit Tuffstein-, Sgraffito- und Jugendstilelementen, der nach Jahren mit Promis und Skischule von 1960 bis 1975 modernisiert wurde, was heute noch im schönen Hallenbad die Menschen über Geschmack diskutieren lässt.

An dieser Stelle befand sich die 1874 eröffnete Heid-Sennerei, die aber nur fünf Jahre Bestand hatte. 1879 kaufte Kurortspionier Joachim Cantieni-Parpan die genossenschaftlich geführte Sennerei und baute sie in ein kleines Gasthaus mit 30 Betten um.

Am Johannistag 1882 wurde das Kurhaus eröffnet und zählte bald auf einen Kreis treuer Stammgäste. 1898 ging es auf Veranlassung der Gebrüder Meisser samt Postablage in den Besitz der Kurhaus Lenzerheide AG über, die nach den Plänen von Nikolaus Hartmann (Vater) den imposanten Jugendstilbau in Tuffstein und einen Kurpark baute, welche das Ortsbild ein halbes Jahrhundert lang prägten. Schillernde Persönlichkeiten aus Adel, Wirtschaft und Politik zierten die Gästeliste.

Bis zum Ersten Weltkrieg liefen die Geschäfte glänzend. Das Kurhaus kaufte Quellen in Crapera und baute ein Reservoir mit Zuleitung zum Hotel. Talg-, Kerzen- und Petrollicht genügten nicht mehr. An der Passstrasse wurde ein kleines Gaswerk erbaut, das aber bald in die Luft flog. Der Werkmeister kam fast unversehrt davon, wurde aber zeitlebens durch Kohlekörnchen im Gesicht daran erinnert.

Elektrisches Licht war nun wie in St. Moritz der Renner. Und so bauten die Brüder Meisser 1905 nach ihrem Tuffsteinbruch in Briula auch ein Elektrizitätswerk in Casoja, Jahre vor der elektrischen Erschliessung der Stammdörfer und später der Maiensässe durch die Gemeinde. Diese erteilte dem Elektrizitätswerk Lenzerheide Meisser & Cie am 1. Juni 1907 die Konzession zur Führung der Starkstromleitung vom Maschinenhaus Casoja zur Transformerstation beim Kurhaus.

Die Skikurse von 1903 und 04 machten die Lenzerheide als Wintersportplatz bekannt. Ein Jahr später startete das Kurhaus in seine erste Wintersaison. Ein Vertrag mit dem englischen Reisebüro Lunn’s Travel Agency (später Lunn Poly) füllte die Betten. Das Reisebüro verlangte aber, dass das Hotel bis Ende Januar ausschliesslich für seine englischen Gästen reserviert bleibe. Da sich nun aber auch Schweizer und Deutsche Skiläufer vermehrt der Heide zuwandten, war eine Betriebserweiterung notwendig. So wurde nach den Plänen von Nikolaus Hartmann (Sohn) 1911 die Dependance (später Corona) erstellt, welcher imposante Tuffsteinbau bis vor wenigen Jahren westlich der Passstrasse stand.

1948 wurde der Gasthof von 1882 durch einen Neubau mit öffentlichen Räumen (Restaurant Corner) ersetzt, der Hauptbau, unter Verlust des Jugendstilcharakters, von 1960 bis 1975 modernisiert und 1978 durch die Residenz Alpina mit Hallenbad, Sauna und Solarium ergänzt.

Kultur in Lenzerheide

Vom Maiensäss zur Ferienregion

Kulturweg "Senda Cultura" – 21 Tafeln in Lenzerheide und Valbella erzählen die Geschichte «vom Maiensäss zur beliebten Ferienregion».