Tafel 24 | Briula Seehof
Ohne Auto kein Steinbruch und zwei brennende Kapitel
Hoch über dem Hotel, bei der heutigen Jugendherberge wurde von 1905 – 1911 der Truffsteinbruch betrieben, für das Kraftwerk unten am See und die Villa Viola der Gebrüder Meisser. Der Transport von Stein nach Chur und Tiefencastel war durch die Spezialbewilligung für einen Lastwagen möglich. Damit war 1910 wieder wieder Schluss, als eine Volksabstimmung Autos verbot. Die Arbeiterunterkunft wurde zur „Pension Heidsee“, die 1929 von Felix Schmid auf 23 Betten vergrößert wurde. Die Brände von 1931 und 1988 waren einschneidende Kapitel, die zum heutigen Hotel Seehof führten.
Hoch über dem heutigen Hotel Seehof, südwestlich der Jugendherberge, wurde von 1905 – 1911 der Tuffsteinbruch von Briula betrieben. In den Wiesen über Casoja sah man früher bedeutende Löcher. Daraus holte die Bevölkerung Tufferde als Reibmittel zum Reinigen von Wänden und Bänken. Weiter oben ist der Tuff verhärtet und versteinert zu einem vorzüglichen Baustein.
Günstige geologische Gutachten zu den bis dahin nur sporadisch und in kleinem Rahmen genutzten Tufflagern veranlassten Wilhelm und Emanuel Meisser, den Tuffabbau in grossem Stil abzubauen. Sie bildeten ein Konsortium und kauften 1899 eine erste Wiese, die Zentrum eines Steinbruchs werden sollte. 1903 umfasste der Grundbesitz bereits 60‘000 m2 und wurde bis 1907 auf ca. 100‘000 m2 erweitert. Der am 1. Oktober 1904 gegründeten Kollektivgesellschaft „Tuffsteinbruch Lenzerheide Hartmann, Meisser und Cie.“ gehörten neben den Meisser auch der St. Moritzer Architekt Nicolaus Hartmann und Kurhaus-Direktor Cantieni an.
1905 wurde das Maschinenhaus (heute Haupthaus der Ligia Valschamella) fertiggestellt und mit einer grossen Steinsäge ausgerüstet, ein Arbeiterhaus errichtet, eine Rollbahn vom Steinbruch zum Maschinenhaus verlegt sowie ein lastwagentaugliches Strässchen hinunter zur Passhöhe gebaut. Oben im Wald entstand ein Reservoir, aus dem Wasser durch Druckleitungen zur Steinsäge und hinunter zu dem von. den Gebrüdern Meisser errichteten Kraftwerk am Heidsee geleitet wurde, welches ab Dezember 1905 Strom für das Kurhaus produzierte. Dieses „Elektrizitätswerk Lenzerheide, Gebrüder Meisser“ war das erste EW in der Gemeinde und ist heute noch in Betrieb.
Der poröse vorzügliche Tuffstein lieferte schöne, dauerhafte Bausteine, die heute noch am Hotel Kurhaus und der Villa Viola und natürlich im ehemaligen Tuffsteinwerk zu sehen sind. Um mit anderen Baumaterialien konkurrieren zu können, war für den Transport ein Fahrzeug erforderlich, was im Widerspruch zum Automobilverbot vom 17. August 1900 auf sämtlichen Strassen im Kanton Graubünden stand.
1905 erhielt die Hartmann Meisser und Cie. die Spezialbewilligung, mit einem LKW als erstem staatlich erlaubtem Automobil in Graubünden die Tuffsteine nach Chur und zum Bahnverlad nach Tiefencastel zu transportieren. Die Automobil-Initiative von 1910 bedeutete das Aus für das Vehikel und damit auch für den Steinbruch, der 1911 stillgelegt wurde. Nach 25-jährigem Kampf wurden die Bündner Strassen an der zehnten Volksabstimmung vom 21. Juni 1925 dem Automobil freigegeben.
Dem Elektrizitätswerk wurde ein Häuschen für Arbeiterunterkünfte angegliedert, aus dem schliesslich die „Pension Heidsee“ entstand. In dieser Pension bot Prof. Leonhard Ragaz 1923 erstmals Ferienkurse in Sozialausbildung an. Als das Haus nicht mehr zur Verfügung stand, wurde 1925 in unmittelbarer Nähe ein Neubau errichtet, welcher verschiedene Erweiterungen erfuhr und heute noch als Bergschulheim Casoja betrieben wird. 1946 erwarb der „Verein für ein Bergschulheim“ der Töchterschulen der Stadt Zürich die Liegenschaft. Heute dient sie den Zürcher Kantonsschulen u.a. für Arbeitswochen, Skilager und Hauswirtschaftskurse.
1945 verkaufte die Kollektivgesellschaft (nun Hartmann & Co Tuffsteinbruch Lenzerheide) das 960 Aren umfassende Areal mit Tuffsteinsägerei, Arbeiterbaracke und privater Zufahrtsstrasse der Ligia Valschamella.
1928 erwarb Felix Schmid die kleine Pension von der Firma „Gebr. Meisser in Liq.“ und erweiterte sie 1929 um 23 Betten zum „Hotel Pension Heidsee“. Nach dem Brand von 1931 übernahm die „Hotelgesellschaft Seehof AG“ 1934 das Haus und baute das „Hotel Seehof“, welches ein halbes Jahrhundert von der Familie Plattner geführt wurde, 1988 wieder bis auf die Grundmauern niederbrannte und sich wie Phönix aus der Asche zum „Arvenhotel direkt am Heidsee“ erhob. Ein ambitiöses Erweiterungsprojekt nach Süden ist in der Bewilligungsphase.